In einem dramatischen Appell haben sich jetzt die Redaktionen des Hamburger Verlagshauses an Liz Mohn und ihren Sohn Christoph Mohn gewendet, den Eigentümern von Bertelsmann. Die Redaktionsbeiräte von Art, Brigitte, Eltern, Geo/P.M., Geolino und Stern zeigen sich darin „erschüttert“ darüber, dass sich Bertelsmann und seine Tochter RTL nicht schnell und eindeutig zu „spekulativen Berichten“ über die Zukunft von Gruner + Jahr geäußert haben, so zu lesen im Kress Report. Die Süddeutsche Zeitung hatte berichtet, dass Bertelsmann den Verkauf aller Magazine bis auf den Stern verkaufen will (das Wirtschaftsmagazin Capital wird nicht erwähnt), trotz guter Gewinne. Das Gruner+Jahr-Firmenschild wurde bereits ausgetauscht gegen das Logo von RTL, dem jetzt der Verlag gehört.
Das ganze ist eine höchst traurige Geschichte. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass Printprodukte schon lange auf einem absteigenden Ast sind. Die Zukunft ist digital. Der Chef des Axel-Springer-Verlages, Mathias Döpfner hat vor einigen Tagen mitgeteilt, dass er keine Zukunft für die gedruckten Ausgaben von BILD und Welt sieht. „Mein Ziel ist, die digitale Transformation zu vollenden und aus Axel Springer ein reines Digitalunternehmen zu machen“, sagte der Döpfner der Nachrichtenagentur dpa. „Vom Springer-Umsatz von rund 3,9 Milliarden Euro im vergangenen Jahr stammten 85 Prozent aus dem Digitalgeschäft. Zum Gewinn von rund 750 Millionen Euro trug es sogar mehr als 95 Prozent bei“, lese ich in Tagesschau.de. Man muss sich nur das Leseverhalten junger Leute ansehen. Wer liest da noch gedruckte Medien? Die Versuche lokaler Zeitungen, in Kooperation mit den Schulen junge Leute zum Lesen zu animieren, wirken da eher niedlich und vor allem erfolglos.
Ich selbst liebe es, morgens die FAZ bei einer Tasse Kaffee aufzuschlagen. Die Old School ist da noch anders gestrickt. Doch die Digitalisierung schreitet unerbittlich voran. Das Ende des gedruckten ist voraussehbar, die Auflagen schrumpfen Jahr für Jahr. Es ist schade, es ist nicht nur eine wirtschaftliche Frage, es geht auch ein wichtiger Teil unserer Kultur verloren.
Was bei G&J passiert ist schlimm, aber rechtfertigt nicht zwangsläufig, den Niedergang eines ganzen Genres herbeizureden. In der Nische haben gut gemachte Magazine nach wie vor ihren Platz und ein gutes Auskommen. Das ist wie mit den Büchern, die vor zehn Jahren auch schon totgeredet wurden. Wie man heute sieht, definitiv zu Unrecht. Die Generation Z hat augenscheinlich die Freude an Print neu entdeckt, so unsere Beobachtung.
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